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„Aufklärung ist das Wichtigste“

Alfred Spall von der Aidsberatungsstelle der Caritas als Berater in Südafrika – Apartheid wirkt am Kap von Afrika noch nach

Würzburg/Kapstadt (POW) „Früher haben wir Menschen in Afrika getötet, heute lassen wir sie sterben.“ So fasst Alfred Spall, Leiter der Caritas-Aidsberatungsstelle Unterfranken, die Eindrücke seiner vierzehntägigen Südafrikareise zusammen. Gemeinsam mit Virologen der Universität Würzburg und Vertretern der bayerischen Staatsregierung besuchte er auf Einladung von Ebrahim Rasool, Premierminister der südafrikanischen Provinz Westkap, lokale Aidsprojekte und analysierte die dortige Arbeit. Rasool hatte im Rahmen des zweiten Gipfeltreffens der Partnerregionen im kanadischen Québec im Dezember 2004 den bayerischen Ministerpräsidenten um diese Hilfe gebeten.

Südafrika hat die höchste Infektionsrate der Welt, rund zwanzig Prozent der Bevölkerung sind von dem HI-Virus betroffen. Angesichts von jährlich 2,4 Millionen Aidstoten in afrikanischen Ländern südlich der Sahara sagt Spall: „Wir können zwar in Afrika Kondome in Massen verteilen und Aids-Medikamente kostenlos zur Verfügung stellen. Aber dies ist nur ein Teil.“ Viel wichtiger sei die Aufklärung der Bürger. Die Infektion sei immer noch ein Tabuthema in der Bevölkerung. Die meisten Betroffenen verschwiegen ihre Krankheit, wollten sie nicht wahr haben oder bezweifelten gar ihre Existenz. Manche glaubten sich sogar durch ihr hohes Alter vor der Infektion geschützt. Selbsternannte Heiler verkündeten eine Genesung von Aids, wenn man mit einer Jungfrau schlafe. Aus diesem Grund gebe es viele Vergewaltigungen und Neuinfektionen.

Und noch immer habe das Land mit den Folgen der 1994 aufgehobenen Apartheid zu kämpfen. „Die schwarze Bevölkerung will sich von den Weißen nichts mehr diktieren lassen“, sagt Spall. Viele Schwarze verdächtigten gar Weiße, das Virus in Umlauf gebracht zu haben, um sie zu vernichten. Spall sieht viele sinnvolle Ansätze vor Ort, doch sie sind seiner Meinung nach zu schwach. So gebe es in den Städten zwar gute Aufklärungsplakate, doch ihre Zahl sei zu gering. „Obwohl Aids mittlerweile alle Bereiche des Lebens beherrscht, halten viele Politiker andere Probleme für wichtiger.“ Aids beeinflusse massiv das gesellschaftliche Leben und die Volkswirtschaft in Südafrika. Die Wirtschaft leide darunter, dass viele Fachkräfte sterben. Nur in enger Zusammenarbeit mit kirchlichen und nichtstaatlichen Hilfsorganisationen vor Ort könne die Regierung etwas erreichen, ist sich Spall sicher. „Doch es wäre falsch, dem Land einfach europäische Konzepte aufzudrücken. Südafrika muss seinen eigenen Weg aus der Krise finden. Die europäischen Länder können es dabei nur unterstützen.“

Alfred Spall sieht lediglich eine Lösung, wie Südafrika des Aidsproblems Herr werden kann. „Nur wenn Politik, Wohlfahrtsorganisationen und prominente Persönlichkeiten des Landes an einem Strang ziehen, kann man die Epidemie und vor allem die Neuinfektionsrate senken.“

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