Den Griechen ist es sehr wichtig zu spendieren, einen auszugeben, ein „kerasma“ anzubieten. Eine kleine Erfrischung, eine Stärkung, eine Gaumengenuss ist immer vorhanden. An Festen, vor allem am Namenstag, ist das Haus auch ohne besondere Einladung offen, und jeder kann vorbeikommen, eintreten, mitfeiern und seine Glückwünsche mit einem kleinen Geschenk ausdrücken, um mit Süßigkeiten, Kaffee und anderen Getränken bewirtet und gestärkt zu werden, auf den Feiernden anzustoßen, ein wenig zusammen zu sitzen und zu plaudern. Niemand will alleine feiern, je größer die Feierrunde ist, die „parea“, um so besser.
Dass es in manchen Großstädten Deutschlands mittlerweile Parkbänke gibt, auf denen ein Schild „Plauderbank“ angebracht ist, ist für einen Griechen völlig unverständlich. Wofür sonst sollte eine Bank dienen als dort zusammen zu sitzen und sich zu unterhalten. Nach dem Woher und Wohin, dem Befinden und dem Wetter kann man mit jedem Menschen einen Konversation beginnen, in der sich bald zeigt, ob sie weiterführt oder deplatziert ist. Und niemand würde auf der Bank etwas alleine essen, ohne zumindest davon anzubieten, Kekse, Zigaretten oder ein Müsliriegel, was immer sich in einer Tasche findet, also ein „kerasma“, das Angebotene, Spendierte, damit niemand allein bleibt, sondern Gemeinschaft erlebt.
Die größte Gabe schenkt Christus an Pfingsten. Der in den Himmel Aufgefahrene bittet seinen Vater, den Heiligen Geist zu senden. Das ist nicht einfach nur ein Gnadengeschenk, ein Segen, eine Hilfe, sondern Gott selbst. Gott der Heilige Geist will Wohnung nehmen in den Menschen, sie zu Tempeln des Heiligen Geistes machen, wie Paulus schreibt. Diese pfingstlichen Feuerzungen verteilten sich zwar auf jeden Einzelnen, aber kamen auf alle gleichzeitig herab. Wenn Gott austeilt, spendiert, schenkt, so tut er es zwar für jeden persönlich, aber nicht exklusiv. Niemand hat seinen privaten Herrgott, sondern Gott will alle beschenken, Gemeinschaft gründen, in seiner Kirche gegenwärtig sein. Da gibt es keine Grenzen und auch keine Privatsphäre. Nicht einmal Sprach- oder Nationsgrenzen. Jeder soll am Dargebotenen Gottes teilhaben.
Von Erzpriester Martinos Petzolt